Größe des Betriebs: ca. 180 ha LN + 30 ha Wald
Obmann Saatmaisgemeinschaft OÖ, Vorstandsmitglied Saatbau Linz, Vorstandsmitglied OÖ Rübenbauern
In der Kampagne steht über deinem Bild „Schaut so ein CEO aus?“ Wir sagen Ja! Mit deinem Betrieb bist du führend in Sachen Kreislaufwirtschaft. Was bedeutet das?
Als Ackerbaubetrieb mit Schwerpunkt Saatgutvermehrung ist es mir persönlich wichtig, ausschließlich österreichisches Saatgut anzubauen und somit die Wertschöpfung in Österreich zu generieren. Besonders wichtig ist mir eine vielfältige Fruchtfolge, darum baue ich neben meinen neun Hauptkulturen auch immer wieder Nischenprodukte wie Lein, Anis oder Ackerbohne in meinen Anbauplan ein.
Bei unseren Kühen achten wir auf extensives Futter, das wir von unseren Grünlandflächen und dem Zwischenfruchtanbau beziehen. Unsere Tiere beweiden die umliegenden Wiesen, mit der Direktvermarktung möchten wir unter anderem darauf aufmerksam machen, dass es wichtig ist, heimische Produkte wertzuschätzen.
Was verwertest du wie? Was wird beispielsweise aus den Pflanzenresten bei der Saatgutvermehrung?
Das Stroh beim Getreide verbleibt entweder auf dem Feld und dient zur Humusbildung oder wird bei unseren Mutterkühen eingestreut, und danach wird der Kuhmist als Dünger auf die Felder ausgebracht. Der sogenannte Ausputz (nicht als Saatgut verwendbare Körner) bei Getreide wird als Futtermittel für die Kühe verwendet. Bei der Zuckerproduktion fallen Carbokalk und Rübenmelasseschnitzel als Reststoff an, diese werden am Betrieb als Dünger und Futtermittel eingesetzt. Aus den Sonnenblumenkernen wird kaltgepresstes Öl erzeugt und der Presskuchen dient ebenfalls als Futtermittel für die Kühe. Beim Drusch der Grasvermehrungsflächen können wir das anfallende Heu sehr gut in der Mutterkuhhaltung einsetzen.
Du hast eine PV-Anlage? Wie viel Strombedarf kannst du damit decken? Geht es sich aus, autark zu leben?
Wir haben am Betrieb drei PV-Anlagen mit einer Gesamtleistung von 339 kWp. Ein Speicher sorgt dafür, dass wir ca. 80 Prozent unseres Strombedarfs decken können. Eine Erweiterung des Speichers ist geplant, das sollte ein autarkes Leben ermöglichen können.
Wie betreibst du Kreislaufwirtschaft in der Rinderhaltung?
Unsere Rinder bekommen ausschließlich am eigenen Betrieb erzeugtes Grundfutter (Grassilage, Heu). Als Kraftfutter dienen die Reste der Saatgutproduktion, Sonnenblumenpresskuchen und Rübenmelasseschnitzel, ein Reststoff bei der Zuckerproduktion. Diese kann ich, als Rübenproduzent von der Agrana, beziehen.
Der anfallende Rindermist wird auf unseren Acker- und Grünlandflächen ausgebracht und dient als Dünger. Grundsätzlich ist die Verwertung von Gras über einen Wiederkäuermagen und Ausbringung des anfallenden Wirtschaftsdüngers die perfekte Kreislaufwirtschaft.
Bei der Saatgutvermehrung/Saatgut-Zucht ist der Klimawandel bestimmt ein spannender Punkt. Was sind die größten Herausforderungen jetzt und in naher Zukunft?
Schwierig zu sagen, aus meiner Sicht werden die extremen Wetterphasen weiter zunehmen. Damit meine ich, dass Starkniederschläge und sehr lange Hitze- und Trockenperioden sich oftmals mit langen nasskalten Phasen abwechseln. Hier gilt es sowohl aus ackerbaulicher als auch aus züchterischer Sicht zu versuchen, möglichst gesunde und widerstandsfähige Kulturen zu etablieren. Die Pflanzenzüchtung hat bereits jetzt einen Schwerpunkt auf klimafitte Sorten gelegt und bei der Toleranz gegenüber Hitze- und Trockenstress wird bei der Saatbau Linz großer Wert gelegt.
„Unsere Fruchtfolge besteht aus: Winterweizen, Wintergerste, Wintermohn,
Saatmais, Körnermais, Sojabohne, Grasvermehrung, Zuckerrübe, Kleegras”
Worauf muss sich die Landwirtschaft einstellen?
Wir müssen damit rechnen, dass es bei derartigen Extremwetterereignissen vermehrt zu schlechteren Ernten und Ernteausfällen kommen kann.
Kannst du als Spezialist für Saatgutvermehrung einen Blick in die Zukunft wagen? Welche Trends zeichnen sich ab?
In der Züchtung von Mais und Sojabohnen gibt es in den letzten Jahren enorme Fortschritte, die sich in einer großen Anzahl an neuen Sorten widerspiegeln. Der Trend geht hin zu weniger verschiedenen Pflanzenarten, was auch unser Landschaftsbild verändern wird.
Hier sehe ich dringenden Handlungsbedarf seitens der Politik, um Voraussetzungen zu schaffen, dass auch in Zukunft vielfältige Fruchtfolgen möglich sein werden.
Ist KI in der Landwirtschaft ein Thema?
Auch in der Landwirtschaft wird KI ein bedeutender Baustein werden. Reifendruckregelsysteme, GPS und Precision Farming zur Erhöhung der Wirtschaftlichkeit zählen heute bereits zum Standard in meinem Betrieb und neue Innovationen werden die Zukunft bestimmen.
Inwiefern arbeitest du mit lokalen Gemeinschaften oder anderen Einrichtungen zusammen, um dich auszutauschen?
Ich bin Teilnehmer von diversen Arbeitskreisen, die regelmäßig Veranstaltungen anbieten und Feldbegehungen organisieren. Als Vorstandsmitglied in verschiedenen Organisationen schätze ich den fachlichen Austausch mit meinen Kollegen. Ein Großteil meiner Maschinen wurde gemeinschaftlich mit benachbarten Betrieben angeschafft.
Welche Pläne hast du noch für deinen Betrieb? Speziell im Hinblick auf die Kreislaufwirtschaft?
Als Marktfruchtbetrieb muss ich Nährstoffe, die über die verkauften Produkte meinen Kreislauf verlassen, wieder zukaufen. Um diese Mengen gering zu halten, setze ich auf gute Bodenfruchtbarkeit. Ich kalke meine Böden regelmäßig mit Carbokalk (Nebenprodukt der Zuckerproduktion). Besonders wichtig sind mir artenreiche Winterbegrünungen, die einerseits die Bodenstruktur verbessern und Nährstoffe binden und andererseits im Frühjahr vor Erosion schützen. In vielen Bereichen gibt es immer wieder neue Erkenntnisse und Möglichkeiten, hier gilt es aufgeschlossen und innovativ zu sein.
Was sollten die Menschen über deine Arbeit wissen, was sie noch nicht wussten?
Aus eigener Erfahrung ist es bei vielen Produkten kaum möglich, die Herkunft der Zutaten zu erkennen. Hier gilt es in Zukunft Rahmenbedingungen zu schaffen, damit der Konsument erkennen kann, was er tatsächlich kauft. „Aus den Augen, aus dem Sinn“ darf für die Produktion von LEBENSmitteln nicht zutreffen.
Wie jede andere Branche brauchen auch wir die nötigen Werkzeuge, um ordentlich wirtschaften zu können. Bedauerlicherweise werden diese, teilweise aufgrund von populistisch motivierten, absurden Verboten, immer weniger. Am Beispiel Raps, Lein, Sommermohn und auch der Zuckerrübe in Niederösterreich kann man deutlich sehen, dass die vielfältige Fruchtfolge schleichend weniger wird.
Was kommt bei deiner Arbeit täglich Gutes für dich zurück?
Für mich persönlich gibt es nichts Schöneres, als täglich in meiner „Werkstatt“ unter freiem Himmel arbeiten zu dürfen. Jede Jahreszeit, jeder Monat, jede Woche, jeder Tag bringt neue Herausforderungen. Vom Anbau bis zur Ernte beschäftige ich mich mit meinen Feldfrüchten, und das tue ich wirklich leidenschaftlich gerne. Auch die tägliche Stallarbeit und der Wald erfüllen mich. Diese Abwechslung und das Gefühl am Abend, etwas geschafft zu haben, würde ich um nichts in der Welt eintauschen.
„Es gibt nichts Schöneres, als täglich in meiner Werkstatt unter freiem Himmel zu arbeiten.“