Hennen legen rd. 40.000 Eier am Tag
fressen dafür bis zu 60 Tonnen Futter wöchentlich
150 kW Schnellladestation für Elektroautos

In der Kampagne steht über deinem Bild „Schaut so eine Influencerin aus?“
Wir sagen Ja! Inwiefern bist du ein Vorbild und kannst andere Landwirt:innen beeinflussen?
Als Quereinsteigerin bringe ich außerbetriebliche Fähigkeiten wie Betriebswirtschaft und Vermarktung in die Landwirtschaft ein. Gerade die Zahlen zu kennen und diese richtig interpretieren zu können, sind wichtige Skills am Hof. Sich laufend weiterzubilden und zu lernen, das kann sich jeder abschauen.

Was heißt Kreislaufwirtschaft in eurem Betrieb?
Die beiden Produktsparten des Betriebs, Eier und Teigwaren, sind eng miteinander verflochten und bilden einen Kreislauf. Das beginnt beim Tagesküken, das bei uns am Hof aufwächst. Die legereifen Junghennen ziehen dann quasi einen Stall weiter. Dort bleiben sie ein gutes Jahr im Legebetrieb. Der Großteil der Eier wird verkauft. Jene Eier, die zu klein sind, zu groß sind oder deren Schale zu dünn ist – kurz: die für den Verkauf nicht infrage kommen, werden am Betrieb zu Teigwaren weiterverarbeitet. Den hohen Energiebedarf, den wir unter anderem aufgrund der Aufzucht und der Trocknung der Teigwaren brauchen, decken wir mit unseren eigenen Systemen. Auf den Stallgebäuden sind große Photovoltaik-Flächen, mit denen wir unseren Strom erzeugen und mit der Abwärme aus der Biogasanlage steuern wir Trocknungs- und Heizprozesse. So schließt sich der Kreis.

Sonja Holzmann kontrolliert die Eier in den Kartons
„Unseren Strom erzeugen wir mit Sonnenenergie, die Biogasanlage liefert uns Wärme für Trocknungs- und Heizprozesse. So schließt sich der Kreis.“
Luftaufnahme von Sonja Holzmanns Betrieb
Sonja Holzmann füttert die Hühner
Außenaufnahme von Sonja Holzmanns Betrieb
Eier in einer Eierschachtel am Fließband
freilaufende Hühner in der freien Natur
freilaufende Hühner im Hühnerstall

Woran arbeitet ihr gerade, um Kreisläufe noch besser zu nutzen und weiter Ressourcen zu schonen?
Unmittelbar in Umsetzung ist die Elektrifizierung unseres Fuhrparks. Mit Ende Mai ist unser Elektro-LKW mit Anhänger im Einsatz, der die komplette emissionsfreie Futtermittel- und Auslieferungslogistik abdeckt. Bis zu 3 LKW-Touren in der Woche mit insgesamt 50 bis 60 Tonnen Futter und die gesamte Auslieferung unserer Waren an große Lebensmittelzentrallager und kleinere Abnehmer werden dann ohne einen Tropfen Diesel gefahren. Für die Ladeinfrastruktur haben wir eine eigene, öffentlich zugängliche Schnellladestation am Betrieb. Die wird schon jetzt gut angenommen.

„Viele machen auf der Durchreise bei uns Halt, laden ihr E-Auto und kaufen im Hofladen ein.“
Eierkartons auf einer Palette

Und nächstes Jahr?
Als nächsten Schritt planen wir die Erneuerung der Biogasanlage. Die derzeitige wurde in den 90er Jahren als eine der ersten Anlagen überhaupt errichtet. Mittlerweile ist sie technisch veraltet und für unseren Bedarf zu klein. Wenn alles gut läuft, werden wir sie nächstes Jahr durch eine dem modernsten Stand der Technik entsprechende Anlage ersetzen.

Nun zu den Hühnern: Wie wichtig ist dir persönlich das Tierwohl?
Tierwohl ist uns ganz wichtig, darum haben wir mit der Aufzucht am Betrieb begonnen. Wir haben erkannt, dass die Tiergesundheit ausschlaggebend dafür ist, dass es den Hennen gut geht. Das hat obendrein auch einen betriebswirtschaftlichen Effekt. Seit wir 2016 mit der eigenen Aufzucht begonnen haben, brauchen wir keine Antibiotika und keine üblichen Einstallungsimpfungen mehr. Die Legehennen sind weniger anfällig für Krankheiten, da ihr Immunsystem die betriebsspezifischen Keime vom ersten Lebenstag an kennt. Dass die Küken bei uns aufwachsen, war der Gamechanger.

Huhn auf einer Wiese

Wie gestaltest du die Hühnerhaltung in deinem Betrieb?
Wir halten die Hühner möglichst nahe an ihren natürlichen Bedürfnissen. Schon während der Aufzucht sind wir dahinter, dass beispielsweise die Hennen abends auf die Stange auffliegen. Unsere Tiere sind es gewohnt, sich viel zu bewegen. In den Außenbereichen der Freilandhaltung finden sie einen natürlichen Unterschlupf dank Sanddorn-Bepflanzung. Dort gibt es viel Schatten, in dem sich die Hennen verstecken können. Beispielsweise, wenn der Habicht kommt.

Was denkst du: Wohin wird sich die Landwirtschaft entwickeln?
Ich denke, es kommt eine spannende Zeit auf uns zu. Bestehende, herkömmliche Strukturen werden sich ändern bzw. ändern müssen. Ein “Dahinwurschteln” wird’s in vielen Bereichen nicht mehr geben. Die Digitalisierung und Chancen werden Routinetätigkeiten künftig noch mehr vereinfachen, Aufgabenfelder werden sich verändern. Ich sehe die Entwicklung positiv und freue mich auf die Zukunft.

freilaufende Hühner im Außenbereich des Hühnerstalls

Was sollten die Menschen, insbesondere Nicht-Landwirt:innen, über deine Arbeit wissen, was sie noch nicht wussten?
Irgendwo in der Vergangenheit ist der Bezug zur Landwirtschaft verloren gegangen. Viele haben entweder überhaupt keine Vorstellung davon, wie Lebensmittel produziert werden, oder haben schlichtweg kein Interesse. Ich verstehe es auch, man hat tausende Dinge im Kopf, mit denen man sich beschäftigen muss. Da denkt man nicht auch noch darüber nach, welche Auswirkung der Einkauf im Supermarkt hat. 
Zudem haben viele ein Bild von Landwirtschaft, das durch die Werbung geprägt ist. Der Landwirt, der fünf Kühe und drei Schweine hat und davon leben kann, den gibt’s nicht. Der müsste nebenbei Vollzeit arbeiten gehen, dass der sich dieses Hobby leisten kann. Die Realität schaut anders aus und diese Diskrepanz gehört aufgedeckt.

Was kommt für dich jeden Tag Gutes zurück?
Wir bekommen sehr viel positives Kundenfeedback zurück. Diese unmittelbare Anerkennung tut gut. Auch kritisches Feedback ist super, denn damit können wir sofort arbeiten und etwas verbessern.
Zu uns kommen jedes Jahr etwa 50 Reisebusse mit Menschen, denen wir unseren Betrieb zeigen. Wenn danach die Nachbestellungen von Handelspartnern aus genau jenen Regionen steigen, von denen die Busse kamen, dann freut uns das besonders. Es sagt uns, dass wir eine Beziehung zu den Leuten aufbauen konnten und dass sie nach dem Besuch bei uns anders auf ihre Lebensmittel schauen. 

Sonja Holzmann in der Hühnerwiese
„Ein Dahinwurschteln wird’s in der Landwirtschaft künftig nicht mehr geben.“